vendredi 22 avril 2011

Josef Stava – Wahrheit und Legende

Über Josef Stava (Josef Šťáva), Gründer und Eigentümer des in Liechtenstein ansässigen Blutplasma-Unternehmens Diag Human, kursieren viele unterschiedliche Beschreibungen. In einem Artikel des renommierten deutschen Magazins „Der Spiegel“ wurde Stava als „einer der schillerndsten und erfolgreichsten Händler im weltweiten Blutgeschäft“ bezeichnet. Jan Urban, Autor des 2007 erschienenen Buchs Tunel plný krve - aneb kauza Diag Human (übersetzt etwa: „Der blutgefüllte Tunnel oder der Fall Diag Human“) charakterisiert Stava als „hoch intelligent, prinzipienfest und von seiner Sache leidenschaftlich überzeugt“. Urban berichtet auch von einem Gelöbnis, das Stava nach dem Krebstod seiner Frau im Jahr 1999 ablegte, für den er teilweise die Belastung durch die in seinem Geburtsland, der Tschechischen Republik, mit äußerster Heftigkeit gegen ihn geführten Negativ-Publicity-Kampagne verantwortlich macht. Damals schwor sich der schweizerisch-tschechische Unternehmer, seinen Kampf um rechtliche Wiedergutmachung und eine Entschuldigung des tschechischen Staates für die ihm widerfahrene Behandlung niemals aufzugeben.

Bis vor kurzem wurde im Ausland wenig über Stavas Geschichte berichtet – mit Ausnahme von Deutschland, wo er zu seiner Verwicklung in einen Korruptionsskandal beim Bayerischen Roten Kreuz vernommen wurde.
Die wegweisende Entscheidung eines Schiedsgerichts zugunsten von Diag Human im Jahr 2008 hat jedoch einmal mehr das Interesse externer Beobachter entfacht. Dies hat einen einfachen Grund. Die Schadensersatzsumme, die der tschechische Staat Diag Human schuldet, wird beläuft sich heute schätzungsweise auf rund 10 Mrd. CZK (ca. 411 Mio. EUR). Josef Stava hatte sich im Jahr 2001 mit einer Schadensersatzzahlung von 2 Mrd. CZK einverstanden erklärt, die vom tschechischen Staat abgelehnt wurde. Mittlerweile beläuft sich die ihm geschuldete Summe auf mehr als das Fünffache dieses Betrags. Das macht deutlich, weshalb dieser Fall für die Tschechische Republik nicht nur höchst peinlich, sondern auch politisch äußerst brisant ist.

Und man beginnt auch zu verstehen, weshalb der Staat immer wieder versucht hat, Stava als Gauner darzustellen, der das ihm geschuldete Geld nicht wirklich verdient. In den tschechischen Medien ist er als Gangster und Waffenhändler beschrieben worden. Anfang der 90er Jahre wurde ihm vorgeworfen, dass er mit HIV-infiziertem Blut handle. 1992 beschuldigte das tschechische Gesundheitsministerium ihn sogar, menschliches Blut mit dem Blut afrikanischer Menschenaffen zu vermischen. Weiterhin wurde behauptet, dass Stava tiefgefrorenes Blutplasma aus der Slowakei schmuggle und als Orangensaft deklariere.

Jan Urban hat diese Behauptungen eingehend untersucht. Er konnte jedoch nicht den geringsten Beweis für sie finden. Im Gegenteil: Als Urban Journalisten befragte, die äußerst kritische Artikel über Josef Stava verfasst hatten, stellte er fest, dass zahlreiche Aussagen auf eine einzige Quelle zurückgingen: einen ehemaligen Stasi-Offizier, dessen Behauptungen niemals überprüft worden waren.

Im Verlauf der seit über 16 Jahren andauernden schiedsgerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen dem tschechischen Staat und Diag Human hat Josef Stava kaum je versucht, seine Sicht der Dinge öffentlich zu machen. Er zog es vor die Tatsachen für sich sprechen zu lassen. Die endgültige Entscheidung des Schiedsgerichts im Jahr 2008, bei der Stava Schadensersatz in Höhe von über 8 Mrd. CZK zuerkannt wurde, war ein klares Zeichen dafür, dass sich seine stoische Weigerung, aufzugeben, ausgezahlt hat.

Doch die tschechische Regierung weigert sich selbst nach der endgültigen Entscheidung des Schiedsgerichts weiterhin, ihre Niederlage zu akzeptieren. Sie tut dies sogar trotz der vernichtenden Feststellung der Schiedsrichter, dass der Staat versucht hat, die Verhandlung zu seinen Gunsten zu beeinflussen und dabei eine eklatante Missachtung eines geordneten rechtlichen Verfahrens gezeigt hat.

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